In diesem Blogbeitrag beschreibt Heidi Metzmeier den ersten Teil ihrer Winterflucht nach Griechenland im Jahr 2023/4

Wie man ohne Plan aufbrechen und trotzdem richtig landen kann

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Dieser Blogbeitrag beschreibt den ersten Abschnitt unserer Winterreise 2023/4 nach und durch Griechenland. Keine Sorge, es wird kein chronologischer Abriss, freut euch über Schlaglichter aus dem ersten Monat.

Drei Mal Ancona-Igoumenitsa bitte!

Welche Optionen wir nicht alle gewälzt hatten, wie wir uns auf Griechenland zubewegen wollen: Über Land, vorher noch ein bisschen in Albanien das Viosatal angucken, über die Italienische Küste bis runter nach Bari. Aber unser Aufbruch hat sich, wieder einmal, um Wochen verschoben, so dass wir schließlich auf direktem Weg Ancona ansteuern, um dort nach Igoumenitsa überzusetzen. Wir wollen in die Sonne!

Eine Fähre vorbuchen? Wir doch nicht! Als ich im Büro von Adria Ferries gut gelaunt meine Eckdaten vortrage, schaut der Mitarbeiter mit tristem Gesicht auf seinen Monitor und schüttelt den Kopf. „Morgen nicht mehr, zumindest nicht mit Hund, schon gar nicht in einer Kabine.“ Also gut, übermorgen dann. Dafür um 140 Euro günstiger als im Internet. Für den Betrag können wir es uns einen Tag lang italienisch gut gehen lassen, und wie. Wir schlafen hoch über der Stadt hinter der Dom auf einem schnuckeligen Parkplatz mit alten Platanen. Von hier hat man einen traumhaften Überblick über die weihnachtlich erleuchtete Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen und historischen Gebäuden und – natürlich – über den alles dominierenden Hafen. Hier liegen die Fähren, die am Abend noch auslaufen. Riesige Kähne für allerhand Transportgut und Fahrgäste. Der Lärm der von dort ausgeht, wird vom Dom gut abgeschirmt. Wie die Menschen die hier leben das täglich aushalten, habe ich keine Ahnung.

Peter sucht authentische italienische Kost. Am Rande des Marktes wird er fündig. Die „Trattoria Piano“ besticht durch Speisen wie Risotto mit Sepia oder frittierte Fischplatte, mehr aber noch durch das kompetente und auch bei Hochtouren freundliche weibliche Personal. Die Damen haben ihre Stammgäste gut im Griff. Alle sitzen brav aufgereiht an langen Holztafeln unter dem Heizpilz im Freien. Die Sonne lacht an diesem Mittag zwar vom Himmel, aber wenn man ruhig dasitzt, wird es frisch. Wir reihen uns ein und werden sofort integriert. So fühle ich mich nach vier Tagen in der Reise angekommen.

Aber auf Ankommen folgt Abschied, so kennen wir es. Gerade haben wir uns auf dem riesigen Parkplatz am Hafen eingefunden und warten auf die Einschiffung. Während Peter für Bruno letzte Möglichkeiten auslotet sich zu erleichtern (unser Hund weigert sich beharrlich jedwede Geschäfte an Deck zu verrichten) checke ich unsere WhatsApp-Nachrichten, die leider nichts Gutes verheißen. Der Dauerregen zu Hause fordert neue Opfer. Bei einer Mieterin kommt das Wasser durch die Decke. Wir greifen nach dem Strohhalm Zabik Palliaziti – unser Retter in allen Notlagen – und er kümmert sich!

Da wir als erstes die Fähre verlassen werden, sind wir die letzten, die Auffahren. Genug Zeit, um mit unseren Nachbarn in der Warteschlange ins Gespräch zu kommen.

Beeindruckt bin ich von einem Herrn, der einen Iveco 4×4 fährt. Er ist auf dem Weg zur Familie in Athen (die während seiner Abwesenheit von zwei Malinois und zwei Rottweilern bewacht wird – so viel dazu, warum wir einen großen Bogen um Athen machen werden – denken wir…) Er arbeitet in der Schweiz als Gynäkologe, Psychiater und Telemediziner. Die 3000 Euro Miete für 15 Quadratmeter Wohnfläche in Zug spart er sich, indem er das ganze Jahr im Camper wohnt. Er ist gestern Abend nach der letzten Schicht dort aufgebrochen und die ganze Nacht durchgefahren. Da hätte ich keine Chance, nicht mal mit drei Red Bull.

Was mich zu unserem kleinen Spielchen bringt. Kennt ihr das schon?
Peter und ich denken uns gern neue Namen für Bars aus, wie etwa die „Austausch-Bar“ oder die „Unsink-Bar“. Heute haben wir die „Teil-Bar“ ersonnen, in der man nur Flaschen bekommt, die man mit seinen Tischnachbarn teilen muss. Je mehr Abnehmer, umso günstiger wird die Flasche. Das ist der Beitrag des Wirts zur Förderung der Gemeinschaft. Wohl bekomm´s!

Reif für die (erste) Insel

Kaum haben wir die Räder auf griechischen Boden gesetzt, müssen wir auch schon wieder anhalten, der Doodle droht überzulaufen.

In südlicher Richtung suchen wir uns einsame Buchten für die ersten Übernachtungen. Was uns schockiert ist die Menge an Müll, die hier am Strand versammelt ist. Das scheint nicht nur vom Meer angeschwemmt zu werden, sondern wird auch von außen zugetragen. Getränkeflaschen, Gummilatschen, jede Menge Styropor und anderer Dreck. Bei den ersten Stränden machen wir uns noch eifrig mit Müllsäcken an die Arbeit und sammeln ein, aber schon bald geben wir frustriert auf. Ich gewöhne mir die innere Haltung an, die mich durch weite Teile Afrikas getragen hat: „Was du nicht ändern kannst, blende aus.“

Lefkada ist unser erstes Inselziel. Wir erreichen es über einen Damm, den die Griechen in den vier Jahren seit unserem letzten Besuch erhöht haben. Die Maßnahme erscheint uns etwas hilflos, denn schon bald dürfte auch diese Höhe nicht mehr ausreichen, um mit trockenen Reifen überzusetzen. Die Zufahrt zur gleichnamigen größten Stadt der Insel ist ein Hingucker, rechts und links des Damms haben sich zahlreiche Vögel wie zum Spalier aufgereiht, allen voran Flamingos und Pelikane! Am anderen Ende begrüßt uns das Fort, danach geht´s ins Zentrum. Der Weihnachtsbaum dort ist über und über mit bunten Lichterketten behängt, so dass man von seinen Zweigen kaum noch etwas erkennen kann. Die vorherrschende Farbe der Saison ist Lila.

Wir brauchen eine lokale SIM-Karte, sind wir doch für mehrere Monate hier, und so recherchiere ich ein Angebot, das ich hier im Shop erwerben möchte. Der erste Laden besticht durch ausladende Geschäftsräume. Zahlreiche Menschen stehen vor dem Tresen und warten darauf bedient zu werden. Hier lerne ich meine erste Lektion: Griechen stehen dynamisch an. Wer sich nach vorn drängelt, wird zuerst bedient, es sei denn man beschwert sich darüber lautstark, dann ist der Querulant zuerst an der Reihe. Ich habe kaum Chancen mein Anliegen vorzutragen. Als ich endlich aufgerufen werde schaue ich in drei betretene Gesichter. SIM-Karten gibt es erst wieder nächste Woche Dienstag. OK!? Das Personal ist aber dann doch sehr freundlich und gibt den Weg zum Konkurrenten Cosmote direkt in mein Mobiltelefon ein, so dass ich mich nicht verlaufe. Dort kann man meinen Wunsch glücklicherweise erfüllen. (Falls sich jemand für die Details interessiert: 200 GB für 365 Tage kosten 80 Euro.) Wir sind uns zwar schnell handelseinig, aber der Papierkram muss erledigt werden und das dauert. Damit es der freundliche Herr leichter hat, zücke ich meinen Personalausweis. Er notiert fleißig alle Daten, nur bei einer Angabe zögert er, zeigt auf den Straßennamen unserer Adresse (die tatsächlich einem Männernamen entspricht) und fragt, ob das der Name meines Vaters sei. Ich blinzele verdutzt und frage zurück, warum er das wissen will. Er findet die Frage merkwürdig, hat doch jeder gute Grieche den Namen seines Vaters im Ausweis. Frau lernt doch nie aus!

So kommt es, dass ich Hans-Dieter Specht im Datennetz eines griechischen Mobilfunknetzbetreibers verewige – auf dass er stolz seinen Platz zwischen all den griechischen Vätern einnehme.

Danach geht’s zum Waschsalon. Als Peter souverän die Geräte bedient kann ich nicht anders als den wunderbaren Song von BAP zu schmettern: „Weil du hast Ahnung von der Technik, von der ich nix versteh!“
Lefkada Stadt hat einen großen Hafen für Segelboote in dem im Sommer sicher die Hölle los ist. Heute machen die Boote ohne ihre Besitzer einen Höllenlärm, weil die Masten im auffrischenden Wind tanzen und mit ihrer Takelage Säbelrasseln spielen. Die zahlreichen umliegenden Cafés sind mit munterer Kundschaft besetzt, die schwatzend die Sonne genießen. Wir können unser Glück kaum fassen. Sonnenbrille und T-Shirt-Wetter. Zum Cappuccino kommt ungefragt Gebäck, zum Bier gibt´s gratis Chips. Der Wirt macht offenbar gern Geschenke.

Außerhalb der Stadt, weiter im Süden, finden wir eine traumhafte kleine Bucht mit Kieselsteinstrand, der flach ins türkisfarbene Wasser übergeht. Am gegenüberliegenden Hang fängt sich orange die Abendsonne. Motiv „kitschige Wandtapete“.

Wir sind hier allerdings nicht allein. Max aus Österreich und sein Dackel Toni sind vor uns angekommen, im Land Rover, wie passend. Wir sind uns sofort sympathisch und tauschen uns in den nächsten Tagen über lebensphilosophische Fragen aus. Zu Brunos Freude gibt´s viel Auslauf. Zu Peters Freude finden wir Erdbeerbäume mit reifen Früchten. Zu Heidis Freude entzündet Peter am Abend ein Lagerfeuer. Das Holz dafür hat der Landy auf dem Weg hinab über die Piste hinter sich hergezogen. Zur Wintersonnenwende feiern wir so unser persönliches Neujahrsfest, denn ab jetzt geht´s mit den Tagen wieder bergauf.

Wenn man es darauf anlegt, kann man Lefkada in einem Tag umrunden. Wir haben es nicht eilig. Die Straße die Ostflanke südwärts ist weit oben in den Hang gebaut, die Aussicht auf das Meer und das gegenüberliegende Festland fesselt uns, aber sie lässt sich kaum in ihrer Intensität auf Fotos festhalten. Im Städtchen Vasiliki haben wir den südlichsten Punkt erreicht. Hier legen – leider nur im Sommer, wie wir feststellen – die Fähren für die Nachbarinsel Kefalonia ab. Spontaner Plan, spontan verworfen.

Da der Ort nach der Abfahrt der Schulbusse in einen Dornröschenschlaf fällt, ziehen wir weiter. Zu Brunos Leidwesen hat die Straße an der Westflanke nordwärts viele Serpentinen. Es geht durch Olivenhaine und Pinienwälder an Kalksteinbergen vorbei, die immer wieder mit Steinchen nach vorbeifahrenden Autos spucken.

Oberhalb des Strands von Egkremnoi parken wir den Landy im Wäldchen und laufen die Teerstraße, die außerhalb der Saison gesperrt ist, hinab. Die Aussicht die sich mir nun bietet möchte ich so beschreiben: Ein sich ewig ausdehnender Sandstrand mit dem der weiße Meeressaum spielt, als wäre er die Braut, die den Schleier nach dem Liebsten auswirft. Und keine Menschenseele zu sehen.

In dieser Nacht schlafen wir in Avali Beach, wo der Mond an der gleichen Stelle aufgeht, an der zuvor die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist. Der Sound der Wellen wiegt mich in den Schlaf.

Weihnachtliche Völlegefühle

Es ist der 22.12. und wir stehen mit unserem Land Rover in einer kleinen Bucht bei Perivolia, irgendwo zwischen Lefkada und der Peloponnes. Die Sonne ist vor einer Stunde aufgegangen und wir tauschen ins Meer ab. Zugegeben es ist kalt, aber wir nennen es „Neujahrsanbaden“ und es macht Spaß. Danach frieren wir jedenfalls für Stunden nicht mehr.

Auf dem weiteren Weg die Küstenstraße entlang hebt sich das satte Grün der Olivenbäume ab gegen den dunklen, wolkenverhangenen Himmel. Die Erde leuchtet mal rostrot, mal weiß, schwarz oder braun. Die Ziegen, die hier entlangziehen, finden so eine perfekte Tarnung. Tiefschwarze Rinder grasen auf Wiesen und mit einem Mal überqueren zottelig behaarte Hausschweine die Straße. Was für ein Paradies! Habe ich die Katzen schon erwähnt? Katzen sind hier einfach überall: In den Gärten, auf den Straßen, in den Hauseingängen und Fenstern sowieso und auch auf den Müllcontainern. Bruno möchte sie am liebsten alle fangen. Wir rechnen damit, dass er irgendwann aus Reizüberflutung aufgibt. Bisher ist der Moment nicht eingetreten.

Und dann sind da noch freilebenden Hunde. Mir flößen sie Respekt ein. Ich habe Angst um meinen Doodle der zwar bellt, aber nie beißt. So habe ich schon mehrfach Reißaus genommen, wenn wir einem Platzhirsch in die Parade gefahren sind. Keine souveräne Reaktion die Bruno natürlich signalisiert, dass ich nicht zu retten bin. Peter geht damit anders um, er tut so als würde er einen Stein aufheben und nach dem Tier werfen, das vertreibt sie meist.

Schließlich kommen wir – ebenfalls ziemlich ungeplant – in der Hafenstadt Kalamata auf der Peloponnes an, dort wo zwei der Finger zusammenlaufen. Außerhalb des Zentrums gibt es einen Campingplatz der ganzjährig geöffnet hat. Zu Weihnachten eine warme Dusche, yeah! Der Betreiber ist ein Grieche, der die Gastfreundschaft erfunden haben könnte. Es scheint ihm wichtig, dass sich seine Gäste zu Hause fühlen. Wir werden zuallererst aufgefordert doch bitte so viele Orangen von den Bäumen zu pflücken wie wir essen können und auch reichlich mitzunehmen, wenn wir gehen. Der Geschmack ist eine Offenbarung. Ich habe noch nie Orangen gegessen die so süß waren und die auf der Zunge den Eindruck von Karamell und Vanille hinterließen.

An den Bäumen im Camp hängen außerdem bunte Lichterketten und im Waschhaus dudelt Tag und Nacht ein Radio, das wahlweise Weihnachtslieder spielt oder Hits aus unserer Jugendzeit. Irgendwer singt immer mit wenn man reinkommt, das ist nicht immer melodisch, aber sehr verbindend.

An Heiligabend machen wir vormittags Hausputz. Dann schnallen wir den ebenfalls frisch gebürsteten Hund an und schlendern am Meer entlang in Richtung Zentrum. Ich trage ein Sommerkleid, nur weil wir immer wieder die Frage bekommen, ob es in Griechenland warm genug ist zum Überwintern.

An einem Kinderspielplatz im Schatten von Bäumen sitzen gut gelaunte Menschen an Plastiktischen auf Plastikstühlen zwischen denen Servicepersonal geschäftig hin und her läuft. Wir gesellen uns dazu und schauen uns um, was so bestellt wird. Es ist eigentlich immer das Gleiche, eine Platte mit Durcheinander, mal größer mal kleiner. Wir bestellen das „kleiner“ mit Bier. Letzteres kommt umgehend. Das Essen dauert länger. Wer mich besser kennt weiß, dass ich unleidlich werde, wenn ich hungrig bin. Als nach einer knappen Stunde immer noch kein Essen in Sicht ist, spreche ich den jungen Mann vom Service an, der ganz offensichtlich an seiner Kapazitätsgrenze arbeitet. Er bittet mich noch um einen Moment Geduld, hat aber in der Küche wohl durchgegeben, dass die Deutsche Zicken macht, woraufhin unsere Bestellung autonom von „kleiner“ in „größer“ geändert wird.

Als die gemischte Platte kommt, sind wir völlig überfordert: Frittierte Käsebällchen, frittierte Zucchini, frittierte Pommes, Hühnchen und Fleischbällchen nicht frittiert, Baguette mit gegrilltem Feta und Tomatenscheiben. Alles in mehrfacher Ausführung. Wir tun unser Bestes und Bruno freut sich, weil er partizipieren darf, wenn auch nicht an allem, aber wir haben keine Chance. Jedenfalls sind wir so satt, dass dieses Gericht bereits das Ende unserer Nahrungsaufnahme für den Heiligabend bedeutet.

Zum Verdauungsgang schlendern wir durch Kalamata und sind fasziniert von den vielen verschiedenen Gesichtern dieser Stadt. Da gibt es das Hafengebiet mit seinen Industrieanlagen, den ehemaligen Bahnhof, der zu einem Freiluftmuseum für alte Lokomotiven umfunktioniert wurde, auf denen die Kinder spielen. Auf dem Hügel liegt die Altstadt mit ihren verwinkelten kleinen Gässchen, Bars und Restaurants und schließlich das Neustadtzentrum in dem man die üblichen Ketten antrifft, wo sich zu dieser Jahreszeit aber auch der Weihnachtsmarkt findet, der so ganz anders ist als unsere. Es gibt weder Glühwein noch andere Essensstände, sondern lauter kleine Hexenhäuschen mit selbstgemachten Waren, vor allem Schmuck.

Auf dem Campingplatz werden wir am 25.12. Zeuge einer typisch griechischen Weihnachtstradition: der Kalanda; Kinder gehen von Tür zu Tür und singen Weihnachtslieder, begleitet von der Triangel. Dafür bekommen sie Süßes oder Geldgeschenke. Die Geschenke selbst gibt es in Griechenland übrigens nicht am Heiligabend, sondern am Dreikönigstag, also dem 6. Januar, dem Schlusspunkt der Weihnachtstage.

Hätten wir mal einen Granatapfel zerschmettert

Ich wollte unbedingt einen der „Finger“ der Peloponnes sehen, so folgen wir dem Mani, dem Mittleren der drei. Hier ändert sich die Landschaft hinter jeder Kurve, mal sind die Hügel kahl, mal mit Olivenbäumen bewachsen. Es gibt kleine Dörfer, die uns an San Gimignano erinnern mit ihren Hochtürmen. Sie stehen auf den Kuppen der Hügel und wachen stolz über das Meer und das Land. Auch hier liegen viele Feriendörfer, alle um die Jahreszeit natürlich ausgestorben. Ich denke kurz an all die Flüchtlinge auf Lesbos, die kein ordentliches Dach über dem Kopf haben, keine Privatsphäre, keine vernünftigen hygienischen Bedingungen oder Heizung. Und ich frage mich, ob das alles nicht auch anders zu organisieren wäre.

In dieser Nacht schlafen wir auf einem wahrhaft mystischen Plätzchen zwischen einer kleinen Kapelle und einem Turm, versteckt im Grün. Als die Sterne hoch am Himmel stehen rufen uns die Goldschakale.

Jetzt also doch ein Plan: Wir wollen auf schnellstem Wege nach Kreta! Gythio auf der Peloponnes ist der Hafen an dem das gelingen könnte, allerdings nur theoretisch. Wir erfahren dort nämlich, dass man uns erst eine halbe Woche später sagen kann, ob eine Fähre dort anhalten wird, oder eben nicht. Na gut, dann können wir auch gleich nach Piräus fahren, wo diese Fähren herkommen. Damit sind wir dann doch fast in Athen.
Diesmal gibt es sogar ein Schiff, dass uns noch am gleichen Abend mitnehmen kann. Das machen wir. Bruno ist inzwischen Fährprofi und macht seine Sache ausgezeichnet.

In Chania rollen wir vom Kahn und fahren direkt zur Südseite der Insel, nach Paleochora, wo wir uns bei unserer ersten Reise so wohl gefühlt haben. Das könnte ein schöner Einstieg werden, noch dazu da morgen Silvester ist.

Die Griechen haben einen lustigen Brauch zu Neujahr: Ein Granatapfel wird zerschmettert, je doller die Kerne davonspritzen und je mehr Kerne das Gehäuse enthält, umso größer ist das Glück für das neue Jahr. Hätten wir uns dem mal angeschlossen. Für uns hielt das neue Jahr nämlich eine andere Überraschung parat, ein Grippevirus, das uns seither in Schach hält.

Wir wünschen Euch ein glückliches und gesundes Jahr 2024 mit viel Reisefieber, Staunen über die Welt und Liebe im Herzen!

Eure Heidi

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