In dieser Kurzgeschichte von Heidi Metzmeier und Petra Baar lösen Ädäm und Evi eine kniffelige Aufgabe der Gegenwart.

Ädäm und Evi – Die Rettung

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Petra Baar, besser bekannt als @piet_zeichnet_wortwelten und ich haben diesen Frühling im Rahmen unserer Autorengruppe @autorengezumpel ein Pärchen zum Leben erweckt, das sich inzwischen so großer Beliebtheit erfreut, dass wir die Reihe fortsetzen. Hier also die Sommergeschichte von Ädäm und Evi, die in der Gegenwart spielt, genauer gesagt im März 24.
Triggerwarnung: Wenn du sensibel gegenüber Satire bist, die auch vor der Bibel nicht Halt macht, dann ist dieser Text eher nichts für dich…

Es war ewig her, dass er zum großen G einbestellt worden war, so ewig, dass er sich nicht daran erinnern konnte. Dass sie, Evi, bereits im goldenen Saal stand, als Ädam dort eintraf, verhieß nichts Gutes.
„Hey, lange nicht gesehen!“, rief sie ihm fröhlich zu.
„Ja, Gott sei Dank.“
„Wieso, was hat der denn damit zu tun? Und warum bist du so sauer auf mich? Doch nicht immer noch wegen der Geschichte mit der Schlange damals?“
Ädam kam nicht dazu zu antworten, denn die Tür flog auf und ein gut gelauntes große G schneite herein, in einem Arm das Buch des Lichts, im anderen eine Sektflasche mit zwei Gläsern. Es wurde gemunkelt, dass ER immer nur Alkohol ausschenkte, wenn es brenzlig wurde. Ädäm rutschte das Herz in die Hose.
„Tach zusammen! Schön, dass ihr es einrichten konntet“, sagte ER und reichte ihnen die Gläser, die er sogleich füllte. „Ihr wisst, ich bin stets in Eile, der Engelschor wartet bereits auf mich, daher mache ich es kurz.“
Ädäm schaute verängstigt, Evi neugierig.
„Ihr habt sicher mitbekommen, dass das Experiment auf Mutter Erde zu scheitern droht.“
Beide nickten eifrig.
„Ich hatte Jesus gebeten nochmal vorbeizuschauen, aber er weigert sich. Sagt, seine Hände und Füße täten ihm immer noch weh von damals und die Nummer mit der Auferstehung hätte vor gut 2000 Jahren schon keiner geglaubt.“
„Echt, da hatte ich einen anderen Eindruck“, versuchte sich Ädäm an einem geistreichen Kommentar.
„Wie dem auch sei. Ich habe entschieden, dass ihr das jetzt regelt – Verursacherprinzip.“
„Entschuldigung?“, jetzt war auch Evi höchst alarmiert. „Wieso Verursacherprinzip? Das Ganze war doch deine Idee!“
„Schon, aber ich bin unfehlbar, also kann es an meinem Grundgedanken nicht gelegen haben. Ihr habt´s vermasselt. Ich muss ja wohl kaum an die Geschichte mit dem Apfel erinnern.“
„Und wo sollen wir da anfangen?“, fragte Ädäm kleinlaut. „Russland, USA, China, Afghanistan…“
„Na in Deutschland natürlich!“
„Wieso das denn?“, platzte es aus Evi hervor.
„Ich wüsste die Sache gern geregelt bevor dieser schmierige Lehrer aus Thüringen noch zum Reichskanzler ernannt wird. Wie sowas ausgeht, wissen wir ja schon.“
„Und der hört natürlich sofort auf ein unbekanntes Pärchen im Feigenblatt.“ Ädäm rollte mit den Augen.
„Nee, natürlich nicht, ihr müsst es intelligenter anstellen. Die Menschen mithilfe von VIPs überzeugen, denen sie zuhören.“
„Und wer bitte soll das sein?“
„Denkt doch mal drüber nach.“
„Olaf Scholz?“, fragte Ädäm kleinlaut.
„Sehr witzig“, war alles was das große G dazu sagte.
„Maybrit Illner?“, rief Evi, sie schaute streberhaft drein.
„Ach du lieber Himmel!“
„Heribert Prantl?“, unternahm Ädäm einen neuen Versuch.
„Wer?“, fragte das große G. „Ach der gottesfürchtige Jurist mit journalistischer Zusatzausbildung. Gute Idee, aber nein. Zu kleine Zielgruppe.“
„Bestimmt Peter Maffay.“ Evi war noch nicht bereit aufzugeben und davon überzeugt, die Lösung jetzt gefunden zu haben.
Das große G wippte ungeduldig auf den Zehenspitzen vor und zurück. „Ich befürchte ihr zwei bleibt ein hoffnungsloser Fall.“
Als Ädäm und Evi fortan eisern schwiegen, ließ ER die Katze aus dem Sack. „Na Günther Jauch und Helene Fischer natürlich!“
„Und die erreichen wir wo?“, fragte Ädäm, der sich auf die Mission keinen Reim machen konnte.
„Na im Sommerurlaub! Für Botschaften ist man in entspannter Atmosphäre besonders empfänglich. Ich schlage vor ihr geht jetzt packen. Und bitte, Kinder, kein Feigenblatt!“
Die beiden wandten sich mit hängenden Schultern bereits zum Gehen, als ER sich an etwas erinnerte.
„Und nehmt mir die Schlange mit, die langweilt sich hier sonst noch zu Tode.“
„Na die hat mir gerade noch gefehlt“, entfuhr es Ädäm. Evi hingegen schien freudig aufgeregt. Sie knuffte Ädäm in die Seite
„Komm, das wird lustig! SUV cruisen, Eis essen, am Strand liegen…alles was man hier oben nicht darf.“ Sie kam sogleich ins Schwärmen.
„Du vergisst, dass wir da nicht zum Spaß hinfahren.“
„Jetzt sei kein Spielverderber.“

Kurz darauf saßen die beiden in einem Cabrio. Auf der Sitzbank hinter ihnen lümmelte, getarnt mit Basecap, Sonnenbrille und einem sehr langen Schal, die Schlange. Sie lächelte zufrieden in den Rückspiegel.
„Na dann mal los!“, sagte Ädäm, als er den Wagen startete und dem Gaspedal einen Tritt verpasste. Es war der Versuch, sich selbst positiv zu motivieren.
„Wo geht´s denn eigentlich hin?“, fragte die Schlange beiläufig.
„Zum Starnberger See!“, jubelte Evi, die sich das Tuch um ihre langen blonden Haare drapierte, wie eine Diva.

Die wichtigsten Köpfe (und Köpfinnen) des deutschen Landes haben es sich bereits am Starnberger See gemütlich gemacht, als Ädäm und Evi samt Schlange in ihrem Cabrio eintreffen.
Arm in Arm sitzen die Oberhäupter (und Oberhäupterinnen) gemeinsam auf einer langen Holzbank, die nicht zu enden scheint.
Im ersten Moment sieht es so aus, als würden sie von weißem Nebel umhüllt werden.

Als Evi jedoch ein erdiger Geruch in ihr feines Näschen steigt, erkennt sie überrascht, was los ist. „Das gibt es doch nicht … die kiffen!“
„Bitte was?“ Ädäm stehen alle Haare zu Berge.
„Ssssss … ist das nicht eine verbotene Versuchung?“, zischelt die Schlange von der mit veganen Leder bezogenen Rücksitzbank. „Seid leise“, herrscht Evi die beiden an und legt die Hände hinter ihre beide Ohren, um nichts zu verpassen.

Olaf S. reicht eine offensichtlich selbstgedrehte, dampfende Tüte an Christian weiter und lächelt ihn mit glasigen Augen an. „Seitdem wir uns regelmäßig für eine kleine Zigarettenrunde treffen, mag ich dich viel lieber leiden, Lindnerchen.“
„Geht mir auch so“, strahlt Annalena und Robert nickt eifrig. „Ich wünsche mir so sehr, dass wir alle in Frieden miteinander leben können und wir uns alle lieben, so wie wir sind. Es muss aber doch eine Lösung geben … was können wir nur tun?“
„Rooobert, ich hab’s! Wie wäre es, wenn wir Cannabis-Tütchen verschicken  … an alle Staatschefs und Chefinnen, Diktatoren und Diktatorinnen, Könige und Königinnen und was da noch so rumschreit auf dem blau … blau … blau, blüht der Enzian … äh … blauen Planeten. Entschuldigung, ich bin heute gut drauf und in Singstimmung! Also, wenn Cannabis bei uns schon so wirkt, obwohl wir uns eigentlich nicht leiden können, dann wäre das doch diiiie Idee um Weltfrieden zu schaffen, oder? Wir müssen den Kram nur noch legalisieren, damit uns niemand rechtlich aufs Dach steigt und zack … Frieden auf Erden!“, ruft Karl L. euphorisch und fährt sich mit der Hand eine widerspenstige Ponysträhne aus dem Gesicht.
„Aufs Dach steigt … hahaaaa! Karlchen, ich liebe Deine spritzige Art und Deinen Humor!“ Christian kringelt sich vor Lachen und rutscht dabei fast von der Bank.
„Genial! Das ist es! Wir legalisieren Cannabis! Also dann … abgemacht!“, ruft Olaf begeistert in die Menge und ein vielstimmiges „abgemacht“ hallt durch die Lüfte.

„Ist damit die Welt gerettet?“, fragt Ädäm Evi ungläubig und zieht eine Augenbraue hoch.
„Warum nicht?“, meint Evi schulterzuckend und setzt ihre übergroße Sonnenbrille auf. „Auch wenn es meines Wissens nach keine Diktatorinnen gibt … egal … das spielt hier keine Rolle. Wichtig ist nur, dass die Herrschaften (und Frauschaften) es anscheinend ohne unser Einschreiten mit der Weltrettung hinbekommen … ich persönlich bin ohnehin für das Erlauben von verbotenen Substanzen … wisst ihr ja! Lasst uns ne Runde die Sonne genießen, es ist dank des Klimawandels schon sooo herrlich warm im März. Ich weiß überhaupt nicht, warum das große G sich darüber so aufregt. Meinem Teint kommt das jedenfalls sehr entgegen. Und danach sollten wir heimfahren. Ich habe unbändigen Hunger auf Apfelkuchen.“

Wir wissen noch nicht, ob die Legalisierung von Cannabis zur Rettung der Erde beitragen wird und Kriegsbeile gegen Friedenspfeifen getauscht werden.
Wünschenswert wäre es …
Oder müssen doch noch die gute Helene und Herr Jauch ins Spiel gebracht werden?
Wir halten Euch auf dem Laufenden …
Bis dahin bleibt sauber und überlegt gut, welchen verbotenen Versuchungen Ihr Euch hingeben möchtet.

Heidi und Piet

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